„Wir gehören zusammen wie Topf und Deckel“ – Die 6. Warsteiner Schützenkonferenz
- Rund 140 Schützen aus 50 Vereinen und Verbänden nahmen an der sechsten Auflage der Warsteiner Schützenkonferenz teil
- Konferenz entstand aus der Zusammenarbeit der Universität Paderborn und der Warsteiner Brauerei
- Themen waren u.a. die Bilanz der Schützenfestsaison 2023, aktuelle Ergebnisse des Forschungsprojektes sowie Vorträge zur Ballermannisierung, Digitalisierung, Steuern und eine Podiumsdiskussion
Es ist ein fester Termin im Schützenkalender: die Warsteiner Schützenkonferenz. Bereits zum sechsten Mal lud die Warsteiner Brauerei gemeinsam mit der Universität Paderborn am Samstag die Schützenvereine und Verbände aus dem Sauerland und Westfalen in die Warsteiner Welt ein. Eine Einladung, der über 140 Schützinnen und Schützen folgten. Zu Beginn der Konferenz wurden sie mit den Worten: „Warsteiner und das Schützenwesen gehören zusammen wie der Topf auf den Deckel, es gehört zu unserer DNA“ vom Schützenbeauftragten der Brauerei, Thomas Wulfert, willkommen geheißen. Danach übergab er an Jonas Leineweber von der Universität Paderborn, der durch die Konferenz führte.
Das Forschungsprojekt ´Tradition im Wandel´
Fester Teil der Schützenkonferenz ist immer der aktuelle Stand des Forschungsprojektes ‚Tradition im Wandel‘, dass die Universität Paderborn gemeinsam mit der Brauerei 2016 ins Leben gerufen hat. Seit nun mehr sieben Jahren forscht der Projektmitarbeiter, Jonas Leinweber, zu den Wandlungsprozessen der Vereine in der Gesellschaft und erarbeitet gemeinsam mit den Schützen im Sauerland und in Westfalen Zukunftsperspektiven und -konzepte. Dazu gehört auch die Corona-Sonderstudie, bei der unteranderem in diesem Jahr 25 Schützenvereine zur Bilanz und den Herausforderungen der abgelaufenen Schützenfestsaison befragt wurden, wie es auch 2022 schon gemacht wurde.
So konnten in der Schützenfestsaison 2023 einige Vereine eine Rückkehr der, in der letzten Saison noch vermissten, älteren Festbesucher (+60 Jahre) verzeichnen und auch insgesamt habe sich die Zahl der Festbesucher normalisiert, hieß es. Eine Herausforderung blieb für die Befragten die stark gestiegenen Kosten, die sich von Personal bis zu den Zeltkosten erstrecken. Laut der Befragung ist eine weitere Hürde, junge Schützen langfristig an den Verein zu binden. Insgesamt wurde das Schützenfest 2023 von den befragten Vereinen als erfolgreich bilanziert und auch eine positive Entwicklung durch die Coronapandemie wurde gesehen. Denn die Vereine und ihre Veranstaltungen sind geerdeter geworden, da es wieder vermehrt um das gemeinsame Treffen und gesellige Miteinander geht. Diesen Beobachtungen stimmten auch die anwesenden Vereine kopfnickend zu.
Ballermannisierung
Jonas Leineweber diskutierte gemeinsam mit Prof. Dr. Peter Becker von der HS Bund in Münster und damaligem Mitinitiators des Forschungsprojekts ´Tradition im Wandel‘, die sogenannte „Ballermanisierung“. Leineweber: „Mit dem Begriff wollen wir die Entwicklung beschreiben, das traditionelle Bräuche und Feste einen stärkeren Eventcharakter annehmen, was sich unter anderem an den Auftritten der bekannten Ballermannstars oder dem Feiern von Oktoberfesten beobachten lässt.“ Ein Gegensatz oder gelebte Praxis auch in den Vereinen? Das Fazit von Jonas Leinweber und Prof. Dr. Becker: „Ideal wäre es doch, dass eine zu tun, ohne das andere zu lassen und dabei ein ausgewogenes Verhältnis zu finden.“ Dem konnten auch die anwesenden Vorstände und Vertreter nur zustimmen. Denn sie sagten, sie veranstalten Oktoberfeste, Karneval oder Ballermannpartys häufig als Querfinanzierung für den eigentlichen Vereinszweck wie Schützenfeste oder andere Brauchtumsveranstaltungen.
Quo vadis Schützenwesen? – Eine Podiumsdiskussion
Neben Thomas Wulfert als Vertreter der Brauerei und Prof. Dr. Peter Becker nahmen an der Podiumsdiskussion auf Vereinsebene Prof. Dr. Sebastian Verhoeven, der Oberst des Lippstädter Schützenvereins, und der Geschäftsführer der Schützenbruderschaft Effeln, Michael Göckede, sowie der Festwirt Patrick Risse teil. Dabei wurde vor allem aus den verschiedenen Perspektiven nochmals Bilanz zur Schützenfestsaison 2023 gezogen und auch die Herausforderungen und verschiedenen Entwicklungen diskutiert. Michael Göckede, der bei der Warsteiner Brauerei als Leiter Vertriebsinnendienst tätig ist, berichtete von den Erfahrungen der Effelner Bruderschaft als Ausrichter des diesjährigen Kreisschützenfestes des Schützenbundes Lippstadt: „Als Fazit können wir nur sagen, es war phänomenal. Eine super Leistung, bei der wir uns als gesamtes Dorf gut präsentiert haben. An dem Wochenende haben wir den ca. 15.000 Besucherinnen und Besuchern unsere Art Schützenfest zu feiern nähergebracht.“ Der Lippstädter Oberst Sebastian Verhoeven lobte die Organisation des Kreisschützenfest in Effeln und anderen größeren Feste, die sie als Verein besuchten, wie zum Beispiel verschiedene Vereinsjubiläen. Als Fazit zu dem Lippstädter Schützenfest 2023 konnte er die Aussagen der Corona-Sonderstudie bestätigen.
Auch Patrick Risse zog aus der Perspektive des Festwirts ein positives Fazit der aktuellen Saison. Die finanziellen Herausforderungen sind dabei aus seiner Sicht vor allem die gestiegenen Personalkosten sowie die Tatsache, dass es schwierig ist, überhaupt Personal zu finden. Am Ende waren sich Vereine, Brauerei sowie der Festwirt einig, dass es insgesamt wichtig ist, für ein gelungenes Fest einen guten Kompromiss zwischen allen Akteuren zu finden.
Während der Diskussion stellte Moderator Jonas Leineweber die These auf, dass die personelle Situation und die damit verbundene Nachbesetzung in den Vorständen ein großes Problem darstellt. Michael Göckede sieht in Effeln kein Problem, denn bisher konnten die Vorstandsposten durch Jungschützen oder auch die sogenannte Mittelschicht (35 -45 Jahre) besetzt werden. Ein Problem bei der Nachbesetzung, das von den Teilnehmern der Diskussion gesehen wurde, ist das Schützenvereine bei der Freizeitgestaltung mit Sport- und anderen Vereinen konkurrieren. So müssen die Schützen ihre potenziellen Mitglieder mit den positiven Eigenschaften das Schützenwesens motivieren. Dass das mehr bietet, als drei Tage im Jahr zusammen zu feiern, war für die Diskussionsteilnehmer und die Anwesenden der Warsteiner Schützenkonferenz klar.
Nach der Mittagspause referierte Sebastian Verhoeven über die Digitalisierung, die auch vor den Schützen nicht halt. Dabei nutzen, wie eine kurze Liveumfrage zeigte, viele der anwesenden Vereine bereits stark WhatsApp, ihre eigene Internetseite und Instagram, um ihre Mitglieder zu erreichen. Er erklärte und zeigte außerdem, wie einfach es ist, digitale Umfragen zu nutzen, um Ideen, Anmerkungen und Feedback aus dem Verein zu den Vorständen zu bringen. Im Anschluss diskutierten Christian Linnemann und Stefan Lütkemeier einmal mehr über das für die Vereine und Verbände so relevante Thema der Steuern und Fördermöglichkeiten.
Nach dem Ausblick und Fazit gab es noch genügend Zeit, um sich auszutauschen und in gemütlicher Runde den Tag ausklingen zu lassen. Und auch das Resümee der Teilnehmenden war dabei insgesamt positiv, denn die sechste Auflage der Warsteiner Schützenkonferenz bot wieder ein Zusammenkommen und den gemeinsamen Austausch zwischen Vereinen, den Vertretern der Brauerei und der Wissenschaft.
Interessanter Austausch: Die Podiumsdiskussion der 6. Warsteiner Schützenkonferenz (c) Warsteiner Brauerei
Erfolgreicher und Interessanter Tag bei der 6. Warsteiner Schützenkonferenz (c) Warsteiner Brauerei